Aufi aufn Berg...

Ach, es ist einfach so wunderschön - unser erster Frühling in unserem Häuschen. Einfach traumhaft! Da wir ja im November eingezogen sind, haben wir unsere neue Umgebung bisher nur kalt, gatschig und verschneit erlebt. Aber das hat jetzt ein Ende! Die Vöglein zwitschern, die Bäume bekommen langsam Blätter und die Sonne scheint. Endlich!!! Endlich ist der Frühling da. Ich glaub so sehnsüchtig hab ich ihn noch nie erwartet. 

Das Wandern ist des Müllers Lust

Einige, die mich schon länger kennen, fragen sich jetzt bestimmt: "Nina geht wandern? Freiwillig?" Ja, es geschehen noch Wunder. Meine Eltern schleppten mich in meiner Kindheit auf so manch einen Berg. Die Fotos die dabei entstanden, zeigten mich vorrangig mit bösem Blick und herausgestreckter Zunge. Wandern hat mich so überhaupt nie interessiert. Dieses Nicht-Interesse hab ich bis jetzt noch - ich hab es quasi über die Jahre noch verstärkt. "Ein Wanderurlaub ist ja sooo entspannend, man bekommt den Kopf frei in der Natur." Wie oft hab ich das schon von Freundinnen und Freunden gehört, die im Erwachsenenalter plötzlich ihren inneren Wanderer gefunden haben. Für mich stand aber schon immer fest: Der Berg ist kein natürlicher Lebensraum für mich. 


Warum? Da gibt's drei Hauptgründe:

1. Viel zu hoch (wegen der Höhenangst wär's)

2. Viel zu anstrengend (stundenlang irgendwo rauf ahtschen wo ich dann eh nicht runterschauen kann wegen Punkt 1)

3. Viel zu langweilig (stundenlang durch die ewig gleiche Landschaft, nur vom keuchenden schnaufen begleitet)

NEIN DANKE!

Der Göttergatte jedoch ließ nicht locker. Gleich zu Beginn hat er nämlich bei einem kleinen Spaziergang einen Pfeil im Wald entdeckt mit dem Hinweis, dass man von dort aus zum "Troppberg" gehen kann. Eine kleine Wanderung - so 1 Stunde in etwa. Jedoch war meine Ausrede immer, dass das Wetter wohl noch nicht perfekt für eine Wandertour ist. Viel zu kalt, viel zu gatschig - viel zu Winter eben! Aber irgendwann zog die Ausrede auch nicht mehr. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster, die Vöglein zwitscherten schon am Morgen. Da war klar - heute mussten wir da rauf. Von unserem Balkon aus sieht man ja quasi rauf. Also halt ein rotes Lichtlein, da dort oben auch die Sendemasten installiert sind. Also rein in die Sportausrüstung (Wanderoutfit hab ich aus oben genannten Gründen ja keines), Rucksäckchen gepackt und los ging's. Aufi aufn Berg mit uns!

Memo an mich: Gatsch hat auch im März noch Saison

Die ersten zwei Kilometer kannten wir ja schon. Rein in den Wald und einfach mal ein Stück des Weges. Alles schön eben - also perfekt für einen Spaziergang. Dann kommt das erste "Steilstück" - ok, so steil ist es wohl nicht, aber mir kommt es immer wieder so vor. Da meldet sich auch regelmäßig meine Lunge - jaja, die Kondition lässt zu wünschen übrig. Oben angekommen bin ich dann jedesmal fix und fertig. Hab einen hochroten Schädel und spür den Puls in den Schläfen. "Na das kann ja noch was werden", hab ich mir gedacht. Dann kamen wir zur besagten Gabelung mit dem Pfeil Richtung Troppberg. Normalerweise bogen wir da rechts ab - den Weg runter! Dieses Mal gings also links. Der Göttergatte war voller Tatendrang. So stapften wir also weiter - voll motiviert. Die Sonne schien und der Wald versprühte eine eigene Energie. "Macht mir das grad wirklich Spaß?", dachte ich mir ganz heimlich. Ja irgendwie hat das schon was. So zu zweit durch den Wald zu stapfen mit einem Ziel einen "Berg" zu erklimmen. Ok, denkt sich nun der Tiroler - Berg - das ich nicht lache - ein Hügerl vielleicht ;) Aber für uns war das eine Bergbesteigung - da kann man sagen was man will.

 

Was man uns aber auf den ersten Blick ansah, war, dass wir das wirklich zum ersten Mal machen. Ich mit meinem Laufoutfit und meinen Laufschuhen schaute ja wenigstens ziemlich sportlich aus. Aber der Göttergatte hat sich einfach sein "Wir spazieren ein bisschen durch Wien"-Outfit angezogen. Ihr könnt euch also vorstellen, dass wir ein ziemlich lustiges Paar abgaben. 

 

So wanderten wir also dahin. Nur begleitet von den Vöglein und vom Wind. Es ging bergab und bergauf. Aber das gemeinste waren die Gatsch-Tümpel. Immer wieder kam einer - meistens von Blättern getarnt - und ich wieder mitten rein. Platsch, rein mit meinen atmungsaktiven (!!!) Laufschuhen. Das war eine weise Wahl, diese anzuziehen. Denn atmungsaktiv heißt gleichzeitig, dass auch Wasser bzw. Gatsch von draußen rein kann. Juhuuu! Ihr kennt sicher das Gefühl in nassen Socken - einfach ein Graus!! Da war dann die Begeisterung über die kleine Wanderung auch immer wieder unterbrochen vom Gefühl des Hasses - das versetzte mich dann immer wieder in meine Kindheit zurück ;)

 

Komischerweise waren wir die meiste Zeit wirklich ganz allein unterwegs. Ein paar Mountainbiker trafen wir am Weg. An den Gatschspuren sah man deutlich, dass sie von dort kommen wo wir hin wollten - dem "Gipfel"! Je länger wir so dahinstapften durch den Wald, desto schöner war es. Hatten wir doch endlich wieder mal Zeit zu quatschen und einfach gemeinsam Zeit verbringen - lässt ja der Alltag oft nicht so zu, wie man sich das wünscht. Alleine deswegen begeisterte mich das Wandern gemeinsam mit dem Göttergatten. Zeit zu Zweit ist einfach wichtig. Wenn man dann noch dazu im wunderschönen Wienerwald unterwegs ist, ist das noch gleich viel schöner. 

 

So verging also die Zeit und plötzlich waren wir fast da. Die letzten Meter gings nochmal ordentlich rauf - ok, wir hätten auch noch einen kleinen Umweg gehen können und damit die flachere Strecke, aber jetzt waren wir schon drinnen im wandern, da musste das letzte Steilstück auch noch genommen werden. Die letzten Meter geschafft - wir waren wirklich ganz oben auf unserem "Hausberg" dem Troppberg! 

Doch so ganz waren wir noch nicht am höchsten Punkt angekommen. Vor uns waren die alte und die neue Troppbergwarte. Der Göttergatte schaute mich herausfordernd an - na, wagen wir es da noch rauf? Ein Eisengestell mit Stufen, durch die man durchsehen kann ragte gefühlt hundert Meter über uns. Da rauf? Nö - nicht mit mir! Pünktlich zum Ende war sie also wieder da, die gute alte Höhenangst. Kein Geld der Welt würde mich da rauf bringen. Das war auch dem Göttergatten bewusst. Da er aber der Ehrgeiz in Person ist, war klar, dass er da rauf muss. Also stapfte er todesmutig Stufe um Stufe rauf. Der Wind pfiff ihm um die Ohren - das Eisengestell bewegte sich mit dem Wind. Oh Gott - alleine vom Zuschauen bekam ich schon Gänsehaut. Ich muss sagen ich war verdammt froh als er wieder herunten bei mir war. Der Ausblick war aber atemberaubend - die Bilder davon auch ;) Von da oben sieht man unser Häuschen. Schon ein schönes Gefühl - auch wenn ich es wohl nie von da oben sehen werde!

Fazit des Tages: Wandern kann auch schön sein

Ok, es war jetzt kein Himalaja-Aufstieg sondern "nur" im Wienerwald. Aber hey, es war seit langem ein Berg, den ich bezwungen hab, darauf bin ich schon sehr stolz. Noch stolzer bin ich, dass dabei Fotos entstanden sind, bei denen ich sogar freudig lächle - das ist in der Familiengeschichte echt eine Sensation! Außerdem ist es eine wunderschöne Aktivität um gemeinsam Zeit zu verbringen. Also, schnappt euch (wasserdichte) Schuhe und euren Lieblingsmenschen und los geht's. Der Wienerwald ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde, das zum Wandern und Erholen einlädt! Der Troppberg und die Gegend rundherum eignen sich für alle, die gerne spazieren gehen, mit Kindern, Hunden, Pferden! Alles ist möglich. Und das wichtigste: Es gibt die Laabacher Schenke zum Einkehren! Dort haben wir den Abschluss unseres traumhaften Tages am Troppberg gefeiert - mit Frittatensuppe und Schnitzel (ja, das aus echtem Fleisch ;) )! 

Hier noch ein nützlicher Link mit möglichen Wanderstrecken auf und rund um den Troppberg: https://www.bergfex.at/sommer/suchen/?q=Troppberg 

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